Der Boom der künstlichen Intelligenz (KI) hat in der Schweiz zu einem rasanten Anstieg der Nachfrage nach Rechenzentren geführt. Diese Entwicklung könnte die Stromversorgung des Landes erheblich belasten. Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamts für Energie verbrauchten Rechenzentren in der Schweiz im Jahr 2019 rund 2,1 Terawattstunden Strom, was etwa 3,6 Prozent des gesamten Stromverbrauchs des Landes ausmachte. Diese Zahl ist seitdem stark gestiegen und könnte bis 2030 auf bis zu 15 Prozent anwachsen.

Die steigende Nachfrage nach Rechenleistung wird vor allem durch den Einsatz von KI-Technologien wie ChatGPT und anderen datenintensiven Anwendungen getrieben. Diese Technologien erfordern eine enorme Menge an Rechenleistung, was wiederum den Energieverbrauch in die Höhe treibt. Experten warnen, dass der rapide Anstieg des Energiebedarfs von Rechenzentren bald die Kapazität eines ganzen Atomkraftwerks erreichen könnte. Dies könnte die Energiewende in der Schweiz gefährden und zu Engpässen in der Stromversorgung führen.

Ein weiteres Problem ist die regionale Verteilung der Rechenzentren. Während städtische Gebiete wie Zürich gut ausgebaute Stromnetze haben, könnte es in abgelegenen Regionen zu Herausforderungen kommen. Die Netzinfrastruktur in diesen Gebieten ist oft nicht ausreichend entwickelt, um den zusätzlichen Energiebedarf zu decken. Dies könnte zu einer Überlastung der Netze und möglicherweise zu Stromausfällen führen.

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Standort für Rechenzentren entwickelt, nicht zuletzt wegen ihrer politischen Stabilität, des strengen Datenschutzes und der Verfügbarkeit grüner Energie. Internationale Tech-Giganten wie Google, Amazon und Microsoft investieren massiv in den Ausbau ihrer Rechenzentren in der Schweiz. Microsoft hat kürzlich angekündigt, 400 Millionen US-Dollar in Schweizer Rechenzentren zu investieren, um die steigende Nachfrage nach Cloud- und KI-Diensten zu decken.

Trotz dieser Herausforderungen sehen Experten derzeit keine unmittelbare Gefahr einer Netzüberlastung. Die Stromnetze in der Schweiz sind gut ausgebaut, und es gibt noch Kapazitäten, um den zusätzlichen Energiebedarf zu decken. Allerdings könnte sich die Situation in Zukunft ändern, wenn der Ausbau der Rechenzentren ungebremst weitergeht und keine zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung der Netzinfrastruktur ergriffen werden.

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