Elon Musk hat erneut für Aufsehen gesorgt, als er ankündigte, dass sein Chatbot Grok die gesamte Menschheitsgeschichte umschreiben soll. Musk, der Gründer von xAI, plant, Grok mit neuen Informationen zu trainieren, die er als “faktisch wahr, aber politisch inkorrekt” bezeichnet. Ziel ist es, das “gesamte Korpus menschlichen Wissens” zu korrigieren, zu ergänzen und von ideologischen Verzerrungen zu befreien. Diese Ankündigung hat eine Welle der Kritik und Besorgnis ausgelöst, da viele Experten befürchten, dass dies zu einer gefährlichen Manipulation von Wissen führen könnte.

Musk rief öffentlich dazu auf, ihm “faktisch wahre” Inhalte zu schicken, die seiner Meinung nach aus ideologischen Gründen unterdrückt oder verfälscht worden seien. Seine Idee: ein KI-System, das nicht mehr dem gängigen Informationskonsens folgt, sondern alternative Sichtweisen berücksichtigt. Grok 3.5 und spätere Versionen sollen so eine Art Gegenmodell zu als “woke” kritisierten Systemen wie ChatGPT oder Gemini werden. Musk will dabei alles beseitigen, was er als irrelevanten oder manipulativen “Datenmüll” einstuft.

Die Kritik an dieser Strategie ist laut. Fachleute vergleichen das Vorhaben mit einer Neuvermessung historischer und gesellschaftlicher Narrative – gesteuert durch eine einzelne Person. Der Begriff “Orwell”sche KI” macht in Techkreisen die Runde. Denn wer Wissen aktiv umschreibt, greift nicht nur in die Funktionsweise einer Maschine ein, sondern potenziell in das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft. Besonders problematisch: Musk nutzt seine Plattform X nicht nur als Diskussionsraum, sondern auch als primäre Datenquelle.

Anlass für die Neuausrichtung war eine Reihe unkontrollierter Grok-Ausgaben. Im Mai lieferte der Chatbot Beiträge zu einer rechtsextremen Verschwörungstheorie über Südafrika. Später kursierten Aussagen, die den Holocaust verharmlosten. Laut Unternehmensangaben war ein interner System-Prompt verantwortlich, der ohne Genehmigung verändert wurde. Die Vorfälle zeigten, wie schnell sich eine KI verselbstständigen kann – und wie anfällig Grok bislang für extremistische Inhalte war.

Die geplante Umstrukturierung wirft grundlegende Fragen auf. Zwar klingt der Anspruch, fehlerhafte oder unausgewogene Informationen zu korrigieren, zunächst plausibel. Doch sobald Inhalte auf Basis subjektiver Wahrnehmung ausgefiltert oder neu gewichtet werden, gerät das Gleichgewicht ins Wanken. Besonders heikel wird es bei Themen wie Klimawandel, politischer Gewalt oder Identitätspolitik. Musks Betonung auf “wahren, aber spaltenden” Fakten macht deutlich, dass es ihm nicht nur um Genauigkeit geht, sondern auch um einen konfrontativen Gegenentwurf zum Status quo.

Musk will Grok als Gegenprogramm zu einer KI-Welt etablieren, die ihm zu angepasst erscheint. Doch seine Idee eines “entmüllten” Wissenskorpus wirkt weniger wie technischer Fortschritt, sondern mehr wie eine kulturelle Intervention. Wenn KI-Modelle künftig nicht mehr versuchen, möglichst neutrale Informationen zu liefern, sondern sich nach persönlichen Wahrheitsansprüchen richten, dann droht ein gefährlicher Machtwechsel. Was als Kampf gegen Verzerrung beginnt, könnte schnell zur Einbahnstraße der Weltanschauung werden – gelenkt ausgerechnet von dem Mann, der schon heute Plattform, Infrastruktur und Trainingsdaten in einer Hand vereint und gleichzeitig sehr kontroverse Ansichten vertritt.

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